Donnerstag, 22. Oktober 2009

Lachen ist gesund

Dann kann mir also die nächsten Tage nicht viel passieren, denn gestern habe ich sehr gesund gelebt.
Mit einem Auto voll Priestern, angehenden Diakonen und einer deutschen Besucherin bin ich gestern abend zum St. Joseph Seminary gefahren, in dem angehende Priester leben und studieren. Hier sollte heute abend die sogenannte Phonetics Night stattfinden. Zunächst konnte ich damit ja überhaupt nichts anfangen, habe aber gedacht ich lasse mich einfach mal überraschen. Als ich dann aber gefragt wurde ob ich in der Jury sitzen will(naja, eigentlich wurde es eher so formuliert: Du sitzt in der Jury! Ok?) musste ich mich ja dann doch informieren um was es überhaupt geht.
Für die Phonetics Night müssen 5 der angehenden Priester ein Schauspiel vorbereiten. Dieses Schauspiel muss Englisch sein, denn es geht darum die Englischkenntnisse zu verbessern, vor allem die Aussprache. Außerdem sollen sie lernen überzeugend zu wirken und das was sie sagen wollen mit dem richtigen Gefühl und Auftreten zu vermitteln. Dies sollte ich also anhand eines sehr einfachen Bewertungsbogen zusammen mit 2 anderen Jurymitgliedern beurteilen.
Die Schauspiele waren alle sehr ernst, ich glaube der Überbegriff aller war Frieden. Doch ein paar der Aufführungen waren allein schon der Kostüme wegen so lustig, das sich der ganze Raum vor Lachen nicht mehr eingekriegt hat. Zwischen den einzelnen Aufführungen gab es dann auch noch einzelne weniger ernste Auftritte von anderen Seminaristen, die Karaoke gesungen haben oder ziemlich lustige Tänze aufgeführt haben.
Zum Schluss haben wir, die Jury, noch Verbesserungsvorschläge gegeben, ziemlich schwer wenn man nicht weiß auf welche Kleinigkeiten man wirklich zu achten hat. Ich hoffe trotzdem das meine Kritik denjenigen hilft sich weiter zu entwickeln und an sich zu arbeiten oder das sie sich zumindest mal drüber Gedanken machen.
Nachdem die Gewinner ermittelt worden sind, es gab 2 davon, war für die Seminaristen der Abend wohl noch lange nicht beendet, denn sie hatten noch einige Geburtstagsfeiern nachzuholen. Wir sind dann allerdings schon zurück gefahren und ich hoffe es war nicht das letzte Mal das ich Kontakt ins Seminar hatte, denn es war echt ein schöner und super lustiger Abend.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Erinnerungen blühen auf

Denn am Montag morgen fand ich mich auf einmal auf dem Feld wieder und habe geerntet. Ich habe mir ja eigentlich geschworen so etwas nie wieder zu tun, aber ich musste einfach die Erfahrung machen wie es ist Reis zu ernten. Und um ganz ehrlich zu sein hat es mir sogar Spaß gemacht, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich wusste das ich das nur ausprobiere, ich musste es noch nicht mal einen Tag machen und ich musste es nicht machen um mein Leben hier zu finanzieren, sondern wirklich nur der Erfahrung wegen. Man steht da also in Mitten dieser ganzen Reispflanzen in der prallen Sonne und bis weit über die Knöchel im Schlamm. Da der Reis immer in kleinen Bündeln dort steht, nehme man ein Bündel und schneide es mit dem Messer ab. Ich habe leider den philippinischen Namen für dieses Messer vergessen, denn es ist kein normales, es ist rund. Beachten muss man allerdings, das Reis nicht noch zu grün ist, dann ist er noch nicht reif genug und das ist gar nicht so einfach für das ungeübte Auge.
Während ich auf dem Feld rumgestolpert bin und damit beschäftigt war in dem tiefen Matsch nicht auszurutschen hat Zacharias seine Manneskraft bewiesen und Reis, der bereits in Bündel zusammengebunden war, mit einem einfachen Stock aufespießt, an jedem Ende ein Bündel, und dieses dann auf den Schultern von einem Ort zum anderen getragen.
Als wir diese Erfahrung beendet hatten waren wir bis über die Oberschenkel voll mit Schlamm, doch der Weg durch den oberschenkeltiefen Fluss hat uns vom schlimmsten befreit. Diesmal werde ich wohl nicht mit Rückenschmerzen und schlimmem Muskelkater zu kämpfen haben, nur meine zerkratzten Beine werden mich noch ein wenig an dieses Erlebniss erinnern.
Ich beneide die Menschen nicht, die diese Arbeit ihr Leben lang machen müssen um etwas zu Essen auf den Tisch bringen zu können. Nolli erzählte uns, das die professionellen Erntearbeiter ca. 3,50€ am Tag bekommen oder sogar noch weniger. Und was würden die Menschen hier essen wenn es niemanden geben würde der den Reis erntet?

Wochenenderlebnisse

Am Samstag morgen bin ich zunächst mit Father Ed und einem kleinen Bus voll Seminaristen nach Mangaterem gefahren. Dort wollten wir heute den Opfern von Überschwemmungen Lebensmittel bringen. Eine private Gruppe aus Manila hat das Geld hierfür zur Verfügung gestellt und war auch selbst anwesend. Im Nu waren alle Kisten mit Lebensmittel auf dem Boden eines Raumes verteilt, ca. 20 junge Leute setzten sich auf den Boden und das Fließband ging los: 2x Sardinen, 1x Kaffe, 1x Kakao usw. Jeder hatte seine Aufgabe übernommen und die Arbeit war schnell erledigt. Mein Job war es die Tüten zum Schluss zu zubinden. Als alles in gerecht aufgeteilte Tüten verpackt war fuhren wir in eine Barangay von Mangatarem. Und tatsächlich stand hier an 2 Stellen noch das Wasser auf der Straße und einige Häuser waren immernoch nicht von der braunen Brühe befreit worden. Am vereinbarten Treffpunkt war es noch ruhig, doch keine 2 Minuten nach unserer Ankunft war der Platz voll mit Menschen und es kamen immer mehr. Das Essen wurde verteilt und damit war unsere Aufgabe hier auch schon erledigt.
Das restliche Wochenende habe ich in Salasa bei Zacharias verbracht. Samstag abend haben die Jugendlichen aus Salasa uns nach Lingayen, der Hauptstadt der Provinz Pangasinan, gebracht, dort saßen wir am Strand in einer Hütte und haben gegessen und uns unterhalten. Den Abend haben wir dann aber letztendlich in Salasa auf der Straße mit einigen Anwohnern, GSM und Orangensaft ausklingen lassen. Und sie haben es tatsächlich geschafft Zacharias dazu zu überreden Balut zu essen. Für alle die es nicht kennen sucht bitte selbst danach, denn wenn ich ehrlich bin mag ich es nicht erklären. Trotz allem hat Father Bok es am Sonntag dann auch bei mir geschafft...Ich habe Balut gegessen...!!! Schaut euch an was es ist und verflucht mich oder seit stolz auf mich! Hier sind alle stolz, da es doch eine richtige Delikatesse ist.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Jeepneys

Das Verkehrsmittel Nummer 1 auf den Philippinen! Ursprünglich sind diese Vehikel zurückgelassenen Jeeps der US-Streitkräfte im 2. Weltkrieg. Die Pinoys haben diese dann so umgebaut das bis zu 14 Passagiere darin Platz haben. Es gibt sie allen Variationen und Farben, manche sind in gutem Zustand, manche sind kurz vor dem auseinanderfallen und manche sind "Americanos" einfach nicht gemacht, denn hin und wieder kommt es vor das ich die ganze Fahrt gebückt sitzen muss, weil das Dach einfach zu niedrig ist. Eins haben alle Jeepneys gemeinsam: In ihrem Fahrerraum ist immer in irgendeiner Art und Weise der Glaube des Fahrers zu erkennen. Ein Rosenkranz baumelt meistens am Spiegel herum, in vielen Fahrzeugen finden sich Jesus-Figuren wieder und manche haben einen gestrickten Banner in der Frontscheibe mit verschiedensten Aufschriften rund um den katholischen Glauben. Manchmal denke ich ein Jeepney ist wie eine fahrende Kirche, zumal auch ganz viele Leute beten wenn sie ein Jeepney besteigen. Zweifeln sie vielleicht an den Fahrkünsten des Fahrers??
Ansonsten ist Jeepney fahren eigentlich sehr simpel. Ich erinnere mich das ich ziemlich Angst hatte als in Manila die ersten Jeepney-Fahrten auf mich zu kamen, mittlerweile gehört dies schon zu meinem Alltag. Wichtig dabei ist eigentlich nur das man weiß welche Aufschrift auf dem Jeepney zu stehen hat und das man aufmerksam mitverfolgt wo man sich befindet, damit man auch rechtzeitig "para" rufen kann zum aussteigen. Das ist allerdings nicht immer so einfach, denn die Fenster sind so niedrig, das man nicht viel erkennen kann und wenn man dann auch noch wie in einer Sardinenbüchse im Jeepney gestapelt ist wird einem das nicht einfacher gemacht.
Ich mag Jeepney fahren. Ich sitze gerne ganz hinten an der offenen Tür und sehe mir die Landschaft und das Treiben auf den Straßen an...und ich genieße die teils etwas verwirrten Blicke der Menschen wenn sie eine Weiße im Jeepney sehen. Auch im Jeepney gibt es interessantes zu beobachten: Schüchterne Blicke die irgendwann in ein Lächeln übergehen, manchmal auch wenige Worte:Wo kommst du her?Was machst du hier? Ich kann versuchen die Worte zu entziffern die den Menschen über die Lippen kommen oder einfach nur beobachten wie sie miteinander reden oder ihre vom Markt mitgebrachten Einkäufe begutachten, die auch mal das Jeepney mit mehr oder wenigen guten Gerüchen füllen oder sogar halb unter Wasser setzen wenn jemand bei der Hitze Eisblöcke in Plastiktüten transportier.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Die Wolken verziehen sich

Der Himmel ist seit Samstag wieder blau, die Sonne scheint und nun fängt wohl die schwülste Zeit des Jahres an. Die heftigen Regenfälle und der Wind haben viel zerstört, viele Menschen hier zu Hause oder sogar ihr Leben gekostet. Viele Orte waren überflutet, es gab viele heftige Erdrutsche die noch jetzt viele Ortschaften isolieren, da sie die Straßen unter sich begraben haben. Die Zeitungen zeigen jeden Tag andere Bilder von Menschen, die entweder in den Trümmern ihrer Häuser stehen, durschs Wasser waten oder über Dreckberge laufen. Hier sind wir vom schlimmsten verschon geblieben.
In meinem Kopf bleiben leider immernoch ein paar Wolken vorhanden. Wolken die mir nicht erlauben zu verstehen wie man so unorganisiert sein, wie es sein kann das alle paar Tage eine neue Aussage entsteht. Ich werde diese Art und Weise akzeptieren müssen, auch wenn es mir schwer fällt, denn dies macht mir das Leben hier grad ein bisschen schwer. Ich hatte gerade akzeptiert das ich mir meine Arbeit wohl selbst suchen muss, das ich wohl leider doch nicht wie gehofft so viel mit den "special children", wie sie hier genannt werden, machen kann, da erfahre ich heute das das eine Centrum, was letzte Woche angeblich noch geschlossen hatte doch auf einmal auf ist und das ich da natürlich mitarbeiten kann. Dinge ändern sich hier tagtäglich und ich habe das Gefühl das jetzt von mir erwartet wird, alles, was ich selbst organisiert hab, wieder fallen zu lassen. Auch wurde ich heute gefragt, was ich mir denn vorstelle mit den Kindern zu machen. Sicherlich habe ich ein paar Ideen, aber wie soll ich wissen ob ich diese verwirklichen kann ohne die Kinder zu kennen?
Irgendwie hatte ich heute das Gefühl das mir sehr viel, vielleicht zu viel ausfgelastet wurde. Nicht an Arbeit, aber an Erwartungen an mich.
Ich hoffe die nächsten Tage bringen etwas Klarheit in meinen Kopf und die Wolken verschwinden, denn klar denken und neues aufnehmen ist in einem wolkenverhangen Kopf sehr schwierig.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Und es regnet immer weiter

Ich weiß gar nicht seit wann es jetzt regnet, es muss eine Ewigkeit her sein als das letzte Mal die Sonne schien, denn ich kann mich nur noch wage daran erinnern.
Heute stand Behördengang auf dem Programm - unser Visum lief heute aus. Dafür mussten wir aber nicht nach Manila sondern nur nach Dagupan, die nächst größere Stadt. Pünktlich um 8:30Uhr (nach philippinischer Manier pünktlich, also Abfahrt war ca 9:30Uhr :-) ) fuhren wir zunächst nach Salasa um dort Zacharias einzuladen. Wir hatten uns sehr viel zu erzählen, denn das erste Mal seit wir hier sind erlebt jeder von uns etwas anderes. Was wir allerdings beide erleben ist das Wetter. Wege sind überflutet, kleine Rinnsale werden zu Strömungen, Wiesen und Gärten stehen unter Wasser, Häuser stehen im Wasser und die Flüsse drohen langsam aber sicher übers Ufer zu treten. Was das bedeutet möchte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausmalen, denn viele Gemeinden hier liegen unterhalb des Flussniveaus. Auch Dagupan steht teilweise unter Wasser(siehe Fotos auf flickr) und das obwohl die Stadt angeblich eine recht gute Kanalisation hat. Das hilft nur leider alles nicht wenn der Müll, der hier von fast jedem einfach auf die Straße geschmissen wird, die Gullideckel verstopft. Die Kinder hatten trotzdem Spaß und spielten im Wasser, das ihnen teilweise bis über die Knie reichte und hingen sich an Lastwagen dran.
Unsere Visumsverlängerung haben wir auch gegen eine kleine Aufwandsentschädigung von 70(!!!) Euro bekommen. In Deutschland haben wir ca. 30€ bezahlt. Naja, nächstes Mal wirds wohl billiger.
Das feeding program, an dem ich am Nachmittag eigentlich aushelfen sollte war leider auch wegen schlechten Wetters abgesagt. Mir wurde erklärt, das der Ort total matschig sei und es nur einen kleinen Unterstand gibt und das es für viele Eltern und Kinder wohl auch fast unmöglich sei dort hinzukommen wenn es so heftig regnet.

Spontane Planänderungen

Mein Mittwoch morgen begann mit einer SMS in der mit mitgeteilt wurde das ich nicht zum Centro Toma kommen müsse, wo ich heute eigentlich die Kinder mit Behinderung getroffen hätte, da bei dem schlechten Wetter sowieso niemand hinkommen würde. Also was tun? Zum Glück hatte ich schon am Dienstag vereinbart, das ich morgens helfen werde Spenden der Diozöse Alaminos für die Taifunopfer zu sortieren und zu verladen. Denn diese sollten noch am selben Tag nach Manila gebracht werden. Gesagt, getan und kurze Zeit später saß ich dann im vollbepackten Van auf dem Weg nach Manila. Es war unglaublich wie viel die Menschen hier gespendet haben obwohl sie ja selbst nicht sehr viel haben. Wir hatten keine Chance alles unterzukriegen, sodass der Rest aufgehoben wurde um bei einer erneuten Tour in den Norden von Luzon, der vom Taifun Parma sehr stark getroffen wurde, gespendet zu werden.
Als wir in Manila bei Caritas ankamen war die Arbeit in vollem Gange. Es kommen immernoch jede Menge Spenden hier an, Freiwillige waren dabei Kisten auszupacken, die Dinge zu sortieren und wieder in Tüten zu verpacken. Ein riesiger Haufen dieser Tüten lag im Eingangsbereich. Schüler der benachbarten Schule werden immer in Gruppen vom Unterricht befreit um dabei zu helfen. Nachdem der Van und der Pick-up,
der voll mit Reissäcken beladen auch den Weg nach Manila angetreten hat, hatten wir ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Caritas. Sie erklärte uns, dass es ca.174.000 bedürftige Familien gibt, aber das es bisher nur gelungen sei etwa 80.000 zu erreichen, da einige Gebiete immer noch unpassierbar sind.
Anschließend fuhren wir weiter zur Schwester von Fr. Ed, der für das Social Action Center zuständig ist, das die ganze Aktion geleitet hat, um dort Meriyenda zu haben. Meriyenda bedeutet sowas wie eine Pause machen und einen Snack dabei einnehmen. Meriyendas übernehmen hier auf den Philippinen 2 von 5 täglichen Mahlzeiten. Bei diesem gemütlichen Zusammensein wurde mir dann berichtet, dass wir nun bis 19Uhr in Manila bleiben müssen, da der Van nicht zurück nach Alaminos fahre und der Pick-up auf Grund seines Nummernschilds eine bestimmte Straße an diesem Tag nicht fahren dürfe. In Manila gibt es an jedem Tag Fahrverbot für verschiedene Ziffern auf dem Nummernschild. Warum wir dann allerdings nach Manila rein fahren konnten habe ich bis jetzt noch nicht verstanden. Ich blieb also mit Nolli und Kurt zurück. Aber von Langeweile gab es keine Spur, denn kurze Zeit später fand ich mich zusammen mit Kurt, ein Freiwilliger beim Social Action Center, und dem Neffen von Fr. Ed in einem vollgestopften Bus auf dem Weg zur nächsten Shoppingmall wieder. Der Bus war so voll das alle die im Gang standen aussteigen mussten um uns rauszulassen. In der Shoppingmall suchten wir das "Funhouse" auf, in dem es alle Möglichen Spielautomaten gab. Ich habe mich an ein Autorennen gegen einen kleinen Jungen gewagt, der mich jedes Mal haushoch besiegt hat. Zurück gings mit dem Tricycle. Ich muss sagen Tricycle fahren in Manila macht keinen Spaß, denn man sitzt genau auf der Höhe der Auspuffe der anderen Fahrzeuge. Interessanter war da schon, dass es schon dunkel war und die Straßen gerade zu neuem Leben erweckt waren. Überall waren Menschen unterwegs, überall gab es Musik, etwas zu essen...es war eine ganz andere Stimmung als bei Tag.
Nach einem sehr leckeren Abendessen fuhren wir wieder los in Richtung Alaminos. Da der Pick-up keine Klimaanlage hat und wir die Fenster offen hatten konnte ich das erste Mal Manila bei Nacht ohne getönte Scheiben sehen. Da man nicht mehr den ganzen Müll gesehen hat konnte man fast meinen man sei in einer anderen Stadt, nur die Kinder, die in dem im Sichtfeld verbleibenden Müll nach etwas essbarem suchten, erinnerten mich an die Realität.
Um Mitternacht wachte ich vor den Toren der Kathedrale auf und Kurt lud mich ein noch ein Bier trinken zu gehen, denn nebenan lief Live-Musik, aber ich war einfach zu müde und wusste das meine Nacht eh schon zu kurz werden würde.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Geschenk oder Strafe?

Ich habe eben im Beitrag ganz vergessen was zu erwähnen:
Manche Eltern sehen Kinder mit Behinderung als ein Geschenk Gottes an...sie freuen sich trotz der Behinderung das ihr Kind lebt und wollen ihm ein so schönes und normales Leben wie möglich ermöglichen.
Andere Eltern sehen Kinder mit Behinderung als eine Schande und Strafe Gottes an...sie halten sie versteckt und schämen sich dafür ein behindertes Kind zu haben.
In einer Welt in der sich fast alle in ihrem Glauben einig sind gehen bei diesem Thema die Meinungen so weit auseinander. Leider scheint es sehr schwer zu sein, diejenigen die ihre Kinder verstecken, davon zu überzeugen, dass das nicht sein muss.

Irgendwo im Nirgendwo

Heute morgen hab ich mich früh auf den Weg nach Bani gemacht. Mein erster Arbeitstag stand an. Ich traf mich mit Gina, sie ist für das feeding program in Bani zuständig. Mit etwas Verspätung wegen des starken Regens machen wir uns zunächst mit dem Jeepney auf den Weg. Irgendwo entlang der National Road stiegen wir aus und ein Tricycle fuhr uns eine Straße entlang, die in Deutschland als geteerter Feldweg bezeichnet werden würde. Nach einige Zeit bogen wir ab und die Feldweg veränderte sich in eine mit Schlaglöchern durchzogenen Schotterpiste. Ein Stück weiter stand dann eine Schule quasi irgendwo im nirgendwo. Wir wurden schon erwartet und die Lehrerinnen begrüßten mich freundlich. Doch zuerst musste die allerwichtigste aller Fragen geklärt werden:"Bist du noch Single?" Mit meiner Antwort war sie wohl nicht sonderlich zufrieden und fragte anschließend:"Aber du bist noch nicht verheiratet?" Als ich das beneinte meine ich ein Lächeln in ihrem Gesicht zu erkennen. Meine erste Vermutung ist, sie hat wohl einen Sohn in heiratsfähigem Alter denn sie gut unterbringen will. Daraufhin folgte sehr oft die Aussage:Wir sind so arm hier! Das glaub ich den Leuten gern, aber erwarten sie wirklich finanzielle Hilfe von mir? Ich gebe meine 2 gesunden Hände um tatkräftig mitanzupacken, aber ich hatte kurz das Gefühl das ihnen Geld lieber wäre. Als ich dann den Ort an dem immer gekocht wird gezeigt bekomme musste ich direkt mit Kochlöffel in der Hand für die Kamera posieren. Das war dann auch das einzige was ich heute wirklich produktiv getan habe, denn des Rest des vormittags verbingen wir im Büro mit kennenlernen und Gespräche über die Philippinen und Deutschland. Die Eltern der Kinder die diese Schule besuchen übernehmen das Kochen. Als die Kinder dann zu Essen begannen gingen wir hinzu. Ich war die Attraktion des Tages, eine große weiße Frau und dann auch noch mit komischen Metalldingern im Gesicht. Nach anfänglicher Schüchternheit kommen die älteren Mädchen auf mich zu und löchern mich mit fragen: Wie heißt du? Wie alt bist du? Bist du verheiratet? Warum bist du so groß? Warum hast du deine Ohrringe im Gesicht und nicht im Ohr? Mit Dulce als Dolmetscherin hat es gut funktioniert und ich glaube das erste Eis ist gebrochen, denn die Kinder rufen mir hinterher: Komm bald wieder!
Nach einem gemütlichen Mittagessen mit den 3 Personen die für die Partnerschaft zwischen Bani und Schlossborn-Schmitten zuständig sind geht es für mich zurück.
Mir geht es gut, denn endlich tut sich was. Auch wenn ich noch nicht weiß wie genau meine Aufgabe dort aussehen wird, freue ich mich darauf nächste Woche wieder hinzugehen.
Morgen erwartet mich ein neues Erlebnis und ich bin schon sehr gespannt.

Ich hätte nie gedacht...

...das ich das hier mal sagen werde, aber mir ist KALT! Habe eben mal ne lange Hose und Socken angezogen und ich glaube mit nem langärmeligen Oberteil würde ich auch nicht schwitzen, zumindest draußen nicht. Und das obwohl laut Aussagen von Einheimischen der Oktober sehr heiß und trocken ist und wohl der schwülste Monat im ganzen Jahr, wegen dem Wasser auf den Feldern das durch die pralle Sonne verdunstet. Davon merkt man bei dem vielen Regen hier allerdings nichts. Soviel zum Klimawandel!

Freitag, 2. Oktober 2009

Auf der Suche nach Arbeit

Wie bereits erwartet wird mein Job in Bani nicht die ganze Woche ausfüllen. Jetziger Stand der Dinge ist, dass ich dort einen Tag im Stimulation und Therapeutic Activity Center mit Kindern mit Behinderung arbeiten kann und einen weiteren in die Familien gehen werde. Bleiben also noch 3 Tage die ausgefüllt werden möchten. Nachdem ich hier dann mitgeteilt habe das mir 2 Tage zu wenig sind und das mir da bestimmt langweilig werden wird, hat es nur ein Telefonat gedauert und ich hatte ein Treffen mit einer Dame aus einem Social Office in Alaminos, dessen genauen Namen ich schon wieder vergessen habe. Hieraus hat sich dann ergeben das ich nun freitags noch in einem anderen Center für Kinder mit Behinderung arbeiten kann. Dieses haben wir uns heute dann auch angeschaut. Es besteht aus drei kleinen Räumen, von denen aber nur einer wirklich genutzt wird. Die einzige Person die hier arbeitet ist ein Physiotherapeut und deswegen finden Förderangebote auch hauptsächlich auf der physiotherapeutischen Ebene statt. Der Therapieraum ist mit einer Matte mit ein paar Kissen auf dem Boden ausgestattet, ein Spiegel dahinter und außer sehr wenige Steckspiele findet man hier nichts, was darauf hindeutet das hier Kinder mit Behinderung gefördert werden sollen. Wenn ich das richtig verstanden habe soll meine Aufgabe dann eher in Richtung Ergotherapie gehen. Das habe ich zwar nie gelernt, aber ich denke dennoch das mir irgendwas sinnvolles einfallen wird was ich mit den Kindern machen kann. Nun heißt es für mich wohl bald zusehen wie ich an Materialien drankomme.
Die anderen 2 Tage in meiner Woche sind jetzt noch offen. An einem Tag ist geplant das ich hier im Büro aushelfe und beim feeding program. Der andere Tag bleibt noch abzusehen, aber Fr.Rey sagte bereits er habe da noch eine Idee und würde mal telefonieren. Aber ansonsten gibt es hier ja noch weitere soziale Einrichtungen, wie z.B. ein Krankenhaus oder das kleine Health Center, dass arme Familien kostenlos untersucht und ihnen kostenlos oder zumindest sehr günstig Medikamente zur Verfügung stellt. Ich bin optimistisch das meine Unterstützung wohl irgendwo noch zu gebrauchen ist.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Wie geht es weiter?

Eigentlich dachte ich, ich wäre nach unserem Treffen heute mit Fr. Rey schlauer als vorher, aber das bin ich nur ein kleines bisschen. Das einzige was ich jetzt weiß, ist das es wohl am Montag tatsächlich mit arbeiten los geht. Allerdings hab ich Fr. Rey dann darauf aufmerksam gemacht, dass das Therapeutic und Stimulation Center in dem ich arbeiten soll meines Wissens nur dienstags und donnerstags nachmittags auf hat. Was mache ich also die restliche Zeit? Diese Frage konnte mir auch nur unzureichend beantwortet werden. Ich glaube das weiß im Moment selbst noch niemand hier. Außer das heute noch aufkam, das wohl geplant ist das ich einen Tag in der Woche in Alaminos im Büro aushelfe und beim örtlichen feeding project. Meine Wohnsituation ist auch immer noch ungeklärt. Einmal heißt es ich bleibe definitiv hier in Alaminos, heute konnte ich aber wieder raushören das sie immernoch auf der Suche nach einer Gastfamilie in Bani, wo ich arbeiten werde, für mich sind.
Morgen früh treffen wir uns mit dem Pfarrer in Bani. Vielleicht gibt es dann nochmal Neuigkeiten. Ehrlich gesagt glaub ich aber nicht daran, denn wie soll mir jemand mehr darüber sagen, wenn er selbst in seiner Amtszeit in Bani noch nicht einmal in dem Therapeutic and Stimulation Center war??
Morgen bin ich da hoffentlich etwas schlauer.

400 Jahre und doch noch zu früh

So alt ist nun die St. Joseph Cathedral in Alaminos und das wurde heute gefeiert. Naja, eigentlich wird sie das erst nächstes Jahr, aber wurde heute zumindest schonmal angefangen zu feiern. Es wurden sogar eigens für diese Feier T-Shirts entworfen. Wir sind auch stolze Besitzer eines solchen geworden. Begonnen hat der Nachmittag mit dem Auftritt einer Art Spielmannszug der benachbarten Schule. Es war toll die Musik zu hören, nur schade das ausschließlich Kinder mitspielen, also wird eine Teilnahme meinerseits wohl eher nicht erfolgen. Während wir zuhörten kamen 2 Kinder die erst einmal die Hand aufhielten. Als sie damit keinen Erfolg hatten hingen sie sich irgendwann an mich, jeder an einen Arm und machten keine Anstalten mich wieder in Ruhe zu lassen. Ich habe irgendwann einfach versucht sie zu ignorieren, aber auch das half nichts. Ein mir bekanntes Gesicht hat mich dann aus Fängen der Kinder befreit und sie vom Platz gejagt.
Anschließend gab es eine Powerpoint Präsentation über die Geschichte der Kathedrale. Leider habe ich kein Wort verstanden und das noch nicht mal wegen der Sprache, sondern wegen der schlechten Akkustik. Nach dem Gottesdienst, der vom Bischof selbst gehalten wurde und von 6 Priestern dabei unterstützt wurde ging es raus. Als alle auf dem Weg nach draußen waren fiel auf einmal der Strom aus. Aber auch an solche Situationen gewöhnen wir uns hier langsam. Auf dem Platz vor der Kirche wurden dann nach einem Countdown 400 Ballons in die Luft gelassen, einige davon so zusammengebunden, das sie eine "400" darstellten. Es war ein tolles Bild wie sie vor dem mit Wolken verschleierten Mond herumflogen bis sie schließlich verschwanden. Das absolute Highlight war ein Feuerwerk zum Abschluss des Tages.Nach einem erneuten Countdown(ich kam mir kurz vor wie an Silvester) brachen die Menschen in richtige Euphorie aus und schrien vor Freude bei jeder Rakete die losgefeuert wurde.