Montag, 31. Mai 2010

Haste ma nen Euro...?

Manchmal ist es schon erschreckend wenn man sieht was man "nur" fuer einen Euro hier bekommt, immerhin sind wie in einem Entwicklungsland. Doch manche Dinge sind vergleichsweise immer noch recht teuer, andere allerdings unwahrscheinlich billig fuer unsere Verhaeltnisse. Zacharias und ich haben mal eine Liste zusammengestellt was man hier alles fuer einen Euro erhaelt:

1x in einem Straßenrestaurant satt werden
½ McDonald’s BigMac Menü
12 Tüten Erdnüsse am Straßenstand
4 etwa 15 Tage alte Balut
3 Flaschen Bier
1 Flasche passablen Gin
6 Liter-Päckchen Eistee
3 Liter Coca Cola
60 Liter Trinkwasser
3 Flaschen Mineralwasser
50 Gramm Käse
1 Liter Milch
1 Tasse Starbucks Coffee
12 Tassen Instant Kaffee
2 Päckchen Zigaretten
60 Bonbons
1,5 Päckchen Kaugummi
10 Schokoriegel
3 Kilo Reis
1 Dutzend Eier
3 Liter Soja-Soße
1 Kilo braunen Zucker
2-3 Kilo Mehl
1/3 Kilo Schweinefleisch
1 Kilo Fisch
6 Kilo Karotten
1 Kilo Kartoffeln
1-2 Kilo Mangos
6 Äpfel auf dem Markt
6 Sandwiches
6 Eis in der Waffel
1/5 T-Shirt
1/8 Hose
1 Paar Flip-Flops
1 gebrautes Buch
3 Tageszeitungen
3 Kilometer Taxi fahren
60 Kilometer Busfahren
1,5 Liter Benzin
60 SMS oder Gesprächsminuten im Inland
4 SMS nach Deutschland
3 Postkarten nach Deutschland
6 Passbilder
1 illegaler Kinofilm
4 Stunden Internetcafé
1/10 Hotelzimmer für eine Nacht
½ Stunde im Stundenhotel
2x Friseur
2 Mc Sundae bei MCDonalds
1/2 Flasche Offlotion
1 1/4 Manikuere
1/2 Souvenir T-Shirt

Freitag, 28. Mai 2010

Pastoral Care for children

Dieses ursprünglich aus Brasilien stammende Projekt wurde 2007 auch in Bagong Silang eingeführt.
Ziel ist es, den Ernährungszustand von unterernährten Kindern im Alter von 0-6 und schlecht ernährten Schwangeren zu verbessern. Natürlich gibt es überall Ausnahmen und so sind auch hier ältere Kinder zu finden, zum Beispiel ein 8jähriger mit 11 Kilo oder Zwillingsmädchen, 12 Jahre alt, die beide nur 10 Kilo wiegen. Auf der Liste sind zur Zeit 239 Kinder und Schwangere zu finden, wobei die Zahl der Bedürftigen weitaus größer geschätzt wird. Bekannt gemacht wird das Programm hauptsächlich durch Mundpropaganda.
Am Anfang des Monats treffen sich etwa 15 freiwillige Frauen die Nahrungsergänzung herstellen. Diese besteht aus: Reisschale, Haferflocken, Zucker, Milchpulver, Malungay (ein einheimisches Gewächs mit vielen Enzymen) und Salz. Auch ich war beim letzten Mal dabei.
Die Reisschale wird in einer großen Reismühle besorgt und dann hier vor Ort noch 2x gesiebt, die Haferflocken und Malungay werden gemahlen und alle Zutaten werden vermischt. Dies dauert in der Regel zwei volle Tage, da die Zubereitung sehr mühsam ist. Am Ende wird alles in Tütchen verpackt und eingeschweißt. Am Ende des Tages juckt es am ganzen Körper, das feine Pulver setzt sich überall fest und ich habe mich so sehr über die Dusche gefreut.
Um die Nahrungsergänzung zu verteilen findet einmal im Monat die „Celebration of Life“ statt. Hierzu treffen sich zunächst die Freiwilligen um dies vorzubereiten. Zu dieser Aktivität sollen eigentlich alle Eltern kommen, es findet extra schon an zwei Tagen statt, dennoch sieht man nur wenige Gesichter. Die Kinder werden in der Zeit von Freiwilligen bespaßt und die Eltern werden gelehrt. Das Thema diesmal war Hautkrankheiten, letztes Mal ging es um Hygiene. Es werden aber nicht immer medizinische Themen behandelt. Zum Beispiel ist in Planung eine Art Workshop zur Seifenherstellung zu machen.
Bis zu diesem Monat haben die Freiwilligen die Nahrungsergänzung noch zu den Familien gebracht wenn sie nicht zur Celebration of Life kamen. Beim letzten Mal habe ich zwei Frauen bei ihrem Rundgang begleitet und war geschockt in welch schlechtem Ernährungszustand manche der Kinder sind und wie abweisend manche der Mütter sind. Bei einigen hatte ich tatsächlich den Eindruck als wollen sie das alles nicht. Sie erzählten sie hätten noch Vorrat, ihre Kinder mögen es nicht oder ihre Kinder seien gar nicht unterernährt. Andere wiederum haben uns freudig empfangen, waren dankbar für unser Kommen.
Doch diese Rundgänge sollen nun ein Ende haben, denn die freiwilligen Frauen sind auch ohne bereits so aktiv. Außerdem soll das die Familien zur monatlichen Celebration of Life locken, denn wer nicht kommt kriegt auch kein Pulver. Allerdings befürchte ich, dass einige Mütter es darauf ankommen lassen und trotzdem nicht kommen. Die Opfer sind die, die am wenigsten dafür können – die Kinder.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Neue Geburt

Am nördlichen Stadtrand von Metro Manila liegt Bagong Silang(= neue Geburt), die Barangay in der, in Phase 10, die Pfarrei „Ang Muling Pagkabuhay ng Ating Panginoon Parokya, kurz AMPAPP, Pfarrei ‚ Auferstehung unseres Herrn’, zu finden ist.
Es ist ein Umsiedlungsgebiet mit einer geschätzten Einwohnerzahl von über einer Million, die größte Barangay der Philippinen. Die Menschen die hier leben stammen aus Slums in Manila. In Gesprächen erfährt man von vielen das sie ursprünglich von einer ganz anderen Insel der Philippinen kommen und nach Manila gekommen sind auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Sie fanden keine Arbeit und landeten in einem der vielen Slums. In den 80er Jahren wurde ihnen ein kleines Grundstück gegeben. Strom gibt es meistens, Wasser, wenn denn fließend vorhanden, meist nur wenige Stunden am Tag, im Moment noch weniger auf Grund der Trockenzeit.
Die Straßen sind weitestgehend für Fahrzeuge unpassierbar, entweder weil sie zu schmal sind oder weil die Straße mehr aus Loch als aus irgendetwas anderem besteht. Ein Haus steht am anderen. Dazwischen laufen Hunde, Katzen, Hühner und Kinder. Die Wäsche wird über der Straße zum trocknen aufgehangen, weil auf dem eigenen Grundstück kein Platz ist. Es gibt tatsächlich ein Gebiet das als „die Farm“ bezeichnet wird. Dort gibt es noch nicht mal mehr Straßen. Trampelpfade, zum Teil mit Sandsäcken befestigt, Brücken aus alten Gittern und in der Regenzeit ist wahrscheinlich ein großer Matschplatz. Der Fluss , der nicht weit von hier fließen sollte, steht. Zum einen ist kaum Wasser drin, zum anderen ist er voll mit Müll. Das Wasser ist schwarz und ich war nicht in der Lage zu identifizieren was alles darin herumschwimmt. Außer die Kinder die darin gebadet haben.
Der Weg zur Post, zur Bank zum Krankenhaus muss mit einem Fahrzeug erfolgen, alles ist zu weit weg. Lediglich Sari-Sari Stores ( „Tante-Emma-Läden“) findet man überall, jeder versucht etwas zu verkaufen um wenige Peso dazu zu verdienen.

Kinder gibt es viele. Viel zu viele sind allerdings unterernährt, die Eltern haben kein Geld ihren Kindern gesunde, nahrhafte und regelmäßige Mahlzeiten zu bieten.
Viele Familien können es sich auch nicht leisten ihre Kinder zur Schule zu schicken.
Die Menschen haben wenige Möglichkeiten aus der Armut auszubrechen. Ein Teufelskreis.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Es kehrt Ruhe ein

Die Wahlen sind rum. Es fahren nun keine Fahrzeuge mehr mit lauter Musik durch die Strassen, niemand geht mehr von Haus zu Haus und verteilt Werbung. Normalitaet kehrt wieder ein.
Der Montag wurde wegen der Wahlen zum Feiertag erklaert. Das erste Mal wurde auf den Philippinen mit Wahlautomaten gewaehlt, die laut Zeitungsberichten eine Menge Probleme bereiteten, denn nichts hat so funktioniert wie es sollte.
Hier in Bagong Silang standen in 2 Raeumen 3 Automaten fuer etwa 10.000 Menschen zur Verfuegung. Man kann sich vorstellen wie lang die Schlangen vor dem Wahllokal in der hiesigen Schule waren.
In der Pfarrei wurde den ganzen Tag gekocht, Essen fuer die freiwillien Wahlhelfer, die 24 Stunden im Einsatz waren.
Alles in allem liefen die Wahlen friedlich ab. "Nur" 18 Tote berichtete eine Tageszeitung, seit einigen Jahren die friedlichste Wahl.
Ninoy Aquino hat das Rennen gemacht. Nun bleibt es abzuwarten ob er seine Versprechen haelt und ob er schafft gegen die Armut anzukaempfen.

Freitag, 7. Mai 2010

Jeden Tag etwas Neues

Ich bin nun gerade mal ein paar Tage hier und werde so weit es geht in alle Aktivitäten mit eingebunden.
Am Freitag verbrachte ich den Vormittag mit den CWD(=Children with disabilities; Kinder mit Behinderung). Sie werden hier in einer für sie angemessenen Art und Weise unterrichtet und betreut.
Am Wochenende hatte die Pfarrei Fiesta, Pfarrfest. Dazu gehören natürlich Prozession, Gottesdienst und anschließendes Programm, bei dem jede Kapatiran(=jeder Block) etwas aufführte. So wurden wir Zeugen von vielen Tänzen und Gesangseinlagen. Das Programm genoss ich gemeinsam mit den Seminaristen und Novizinnen der SSCC, angehende Pfarrer und Nonnen aus Indien, Indonesien und den Philippinen. Wir führten viele interessante Gespräche und ich hoffe ich habe die Möglichkeit einmal das Seminar zu besuchen.
Monatgs startete das Summertutorial, eine Art Nachhilfeprogramm bei dem Stipendiaten Grund- und High School Schülern Nachhilfe insbesondere in Mathe und Englisch geben. Da unterrichten nicht unbedingt meine Stärke ist, machte ich bei den Spielen zu Beginn mit, erledigte ein wenig Papierkram und beobachtete anschließend die Kinder und ihre Tutoren.
Am Dienstag morgen fuhr ich gemeinsam mit einer Schwester und 3 weiteren Personen nach Bulacan. Hier gibt es ein Gebiet in dem eine Reismühle an der anderen steht. Genau richtig für unser Vorhaben, denn wir brauchten die Schale des Reis, die beim ersten Mahlvorgang in Pulver verwandelt wird. Anschließend saß ich gemeinsam mit etwa 15 Frauen zusammen und habe das Pulver noch einmal gesiebt um daraus mit weiteren Zutaten eine Ernährungsergänzung für unterernährte Kinder herzustellen.

In den kommenden Wochen werde ich über die einzelnen Projekte sicherlich mehr zu berichten wissen, dies soll nur einen kleinen Einblick in das geben, was ich zur Zeit mache.

Eine normale Familie

Ein Haus, 4(5) Personen, 2 Hunde. Das Haus in einer kleinen Straße, fast Wand an Wand mit den Nachbarn, Tageslicht kommt aufgrund dieser Nähe kaum ins Haus. Eine Küche, ein kleines Bad, ein Flur und ein Schlafzimmer. Wellblechdach. Strom, aber kein fließend Wasser. Kein Kuehlschrank. Das ist das Haus in dem ich zur Zeit in Bagong Silang wohne. Im Schlafzimmer schlafen wir mit 4 Personen, allerdings gibt es nur ein Bett. Da ich der Gast bin schlafe ich dank philippinischer Gastfreundlichkeit darin, ohne Einwände habe ich es angenommen, die Matte, auf der die anderen auf dem Boden schlafen, ist für mich ohnehin viel zu kurz und die Matte auf dem Bett ist nicht dicker als die auf dem Boden. Ansonsten im Schlafzimmer: ein Fernseher, der den ganzen Tag läuft, 2 Kleiderschränke für alle, 1 Ventilator, ein paar Bilder und Kleinkram. Hier spielt sich das Familienleben ab, vor dem Fernseher, mit liebevollen, aber wenigen Worten.
Familie ist hier: Der Vater, 61 Jahre, Koch, arbeitslos. Seine Frau sagt er sei zu alt um neue Arbeit zu kriegen.
Die Mutter, 51 Jahre, Näherin im Betrieb ihres Bruders. Hier stellt sie Pullover für Seemänner her, an einem Pullover verdient sie 12 Peso, ein normalgroßer Bangus(nationaler Fisch) kostet ca. 40Peso auf dem Markt. Sie kann aber nicht den ganzen Tag arbeiten, denn irgendwer muss ja auch den Haushalt führen und das Essen für die Kinder kochen und obwohl ihr Mann Koch und arbeitslos ist bleibt doch die für uns eher altmodische Rollenverteilung erhalten.
Die Tochter, 19 Jahre, Collegeschülerin und Stipendiat. Sie ist sehr aktiv in der Kirche, singt im Chor und ist Mitglied in mehreren Ausschüssen.
Der Sohn, 13 oder 14Jahre, Highschoolschüler. Den ganzen Tag mit Freunden unterwegs, es sind ja auch Ferien.
Die 5. Person, der älteste Sohn, lebt nicht mehr. Erschossen auf offener Straße fast um die Ecke, 3 Schüsse in den Kopf, niemand weiß warum.

Die Familie ist arm, trotzdem freuen sie sich mich hier zu haben und mir zu geben was zu können. Sie erzählen mir, ich sei nicht die erste Fremde die sie hier aufnehmen, schon mehrere Praktikanten haben hier ein zu Hause gefunden.
Die Mahlzeiten sind einfach, es gibt natürlich Reis und je nachdem Fleisch oder Fisch dazu, Gemüse fast nie und wenn dann nur ein wenig.

Für meine Tagaloglkenntnisse ist der Aufenthalt hier sehr gut. Die Tochter spricht zwar Englisch, freut sich aber über jeden Satz den ich auf Tagalog sage. Der Rest der Familie spricht kaum Englisch und so ist die für mich immernoch neue Sprache der einzige Zugang den ich kriege und ich bemühe mich diesen auch zu nutzen.

Montag, 3. Mai 2010

Angekommen

Im Momen nur eine kurze Nachricht von mir: Trotz heftigem Regen und Ueberschwemmungen in Tarlac bin ich gut in Bagong Silang angekommen. Ich wurde herzlich empfangen und bis jetzt fuehl ich mich sehr wohl hier. Ich lebe zur Zeit noch in einer Gastfamilie, in 1-2 Wochen werde ich jedoch zu den Schwestern ziehen.
Da die Menschen hier arm sind lebe ich natuerlich nicht mehr so luxurioes wie in Alaminos. Aber dazu ein ander Mal mehr.