Freitag, 7. Mai 2010

Eine normale Familie

Ein Haus, 4(5) Personen, 2 Hunde. Das Haus in einer kleinen Straße, fast Wand an Wand mit den Nachbarn, Tageslicht kommt aufgrund dieser Nähe kaum ins Haus. Eine Küche, ein kleines Bad, ein Flur und ein Schlafzimmer. Wellblechdach. Strom, aber kein fließend Wasser. Kein Kuehlschrank. Das ist das Haus in dem ich zur Zeit in Bagong Silang wohne. Im Schlafzimmer schlafen wir mit 4 Personen, allerdings gibt es nur ein Bett. Da ich der Gast bin schlafe ich dank philippinischer Gastfreundlichkeit darin, ohne Einwände habe ich es angenommen, die Matte, auf der die anderen auf dem Boden schlafen, ist für mich ohnehin viel zu kurz und die Matte auf dem Bett ist nicht dicker als die auf dem Boden. Ansonsten im Schlafzimmer: ein Fernseher, der den ganzen Tag läuft, 2 Kleiderschränke für alle, 1 Ventilator, ein paar Bilder und Kleinkram. Hier spielt sich das Familienleben ab, vor dem Fernseher, mit liebevollen, aber wenigen Worten.
Familie ist hier: Der Vater, 61 Jahre, Koch, arbeitslos. Seine Frau sagt er sei zu alt um neue Arbeit zu kriegen.
Die Mutter, 51 Jahre, Näherin im Betrieb ihres Bruders. Hier stellt sie Pullover für Seemänner her, an einem Pullover verdient sie 12 Peso, ein normalgroßer Bangus(nationaler Fisch) kostet ca. 40Peso auf dem Markt. Sie kann aber nicht den ganzen Tag arbeiten, denn irgendwer muss ja auch den Haushalt führen und das Essen für die Kinder kochen und obwohl ihr Mann Koch und arbeitslos ist bleibt doch die für uns eher altmodische Rollenverteilung erhalten.
Die Tochter, 19 Jahre, Collegeschülerin und Stipendiat. Sie ist sehr aktiv in der Kirche, singt im Chor und ist Mitglied in mehreren Ausschüssen.
Der Sohn, 13 oder 14Jahre, Highschoolschüler. Den ganzen Tag mit Freunden unterwegs, es sind ja auch Ferien.
Die 5. Person, der älteste Sohn, lebt nicht mehr. Erschossen auf offener Straße fast um die Ecke, 3 Schüsse in den Kopf, niemand weiß warum.

Die Familie ist arm, trotzdem freuen sie sich mich hier zu haben und mir zu geben was zu können. Sie erzählen mir, ich sei nicht die erste Fremde die sie hier aufnehmen, schon mehrere Praktikanten haben hier ein zu Hause gefunden.
Die Mahlzeiten sind einfach, es gibt natürlich Reis und je nachdem Fleisch oder Fisch dazu, Gemüse fast nie und wenn dann nur ein wenig.

Für meine Tagaloglkenntnisse ist der Aufenthalt hier sehr gut. Die Tochter spricht zwar Englisch, freut sich aber über jeden Satz den ich auf Tagalog sage. Der Rest der Familie spricht kaum Englisch und so ist die für mich immernoch neue Sprache der einzige Zugang den ich kriege und ich bemühe mich diesen auch zu nutzen.

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